Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind
Richard Wikinson, Kate Pickett
Gleichheit ist Glück
Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind
Aus dem Englischen von Edgar Peinelt und Klaus Binder.
Frankfurt am Main: Tolkemitt Verlag bei Zweitausendeins, 2012.
4. Auflage
Gebunden, 368.
ISBN: 978-3-942048-09-5
Angaben des zur Rezension vorliegenden Buches.
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Kurzrezension:
Die britischen WissenschaftlerInnen haben für ihr aufschlussreiches Buch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, Umfragen und Statistiken zu Gesundheit, Kriminalität, Vermögensverteilung und ähnlichem mehr ausgewertet und die Ergebnisse allgemeinverständlich dargelegt. Die wichtigste Aussage des Buches ist: In Gesellschaften, die gleicher und also gerechter sind, geht es allen Mitgliedern der Gesellschaft besser. Eine gerechtere Gesellschaft müsste also eigentlich das Ziel aller ihrer Mitglieder sein. Glücklicher und Zufriedener sind besonders reiche Menschen ohnehin nicht. Ab einem bestimmten Niveau des materiellen Wohlstandes verbessert sich die Zufriedenheit der Menschen nicht mehr.
Verlagsinformationen:
(Auszug, weitere Informationen mit einem Video finden Sie bei Tolkemitt im Internet)
In jahrzehntelanger Forschung haben die beiden empirische Daten gesammelt und ausgewertet, anhand derer sie den Einfluss der Ungleichheit auf eine Vielzahl der drängendsten sozialen Probleme entwickelter Gesellschaften untersuchen. Die geistige Gesundheit oder der Drogenkonsum der Mitglieder einer Gesellschaft, Lebenserwartung, Gesundheit, Übergewicht, Bildung, die Geburtenrate bei Minderjährigen, die Verbrechensrate und nicht zuletzt die soziale Mobilität: All diese Phänomene hängen statistisch eindeutig davon ab, wie ungleich die Einkommens- und somit Chancenverteilung einer Gesellschaft ist.
Ab einem gewissen Einkommensniveau, das etwa auf der Höhe dessen von – ausgerechnet – Kuba liegt, ist es eben nicht mehr die Höhe des Durchschnittseinkommens, die es den Menschen immer bessergehen lässt, sondern die Verteilung des Einkommens: Die USA sind wohlhabender und geben pro Kopf mehr für ihr Gesundheitswesen aus als jedes andere Land. Trotzdem hat ein Baby, das in Griechenland geboren wird, wo das Durchschnittseinkommen nur halb so hoch ist wie in den USA, ein geringeres Risiko, als Säugling zu sterben und eine höhere Lebenserwartung. Übergewichtigkeit kommt in Großbritannien doppelt so häufig vor wie in Schweden oder Norwegen und sechsmal häufiger in den USA als in Japan.
Was ist es aber genau, was sich in Gesellschaften mit relativ großer sozialer Ungleichheit so verheerend auswirkt? Die Folgen der Statusangst, der Stress den Hierarchie (denn nichts anderes ist Ungleichheit) erzeugt: Indische Kinder aus niedrigeren Kasten schneiden bei kognitiven Tests schlechter ab, wenn sie ihre Herkunft vor dem Test offenlegen müssen; Baboon-Affen hohen Ranges weisen stark gestiegene Stresshormon-Werte auf und werden öfter krank, wenn sie in eine Gruppe verlegt werden, in der sie nicht mehr dominieren. Der Stress der Statusangst macht krank, dick und drogensüchtig, er entlädt sich in Gewalttaten und führt zu Misstrauen in der Gesellschaft. Er fördert das Konsumdenken, und das Wettrüsten der Statussymbole erzeugt wiederum Stress auf allen Ebenen der Gesellschaft.
Was braucht unsere Gesellschaft also? Mehr Wachstum? Nein, mehr Gleichheit des Geldes und der Chancen.