Januar 8

Ein Ski-Langlauf im Harz

Es geht immer was –

ein Ski-Langlauf im Harz

Aufgebrochen, um im winterlichen Harz eine Ski-Tour zu unternehmen, haben wir uns bei strenger Kälte in einer Fußgängerzone wiedergefunden und dennoch viel Spaß gehabt.

Bad Harzburg. (re) Urlaub ist doch wirklich etwas Schönes. Kein Radio beendet mitunter unsanft den Schlaf. Das Frühstück wird in aller Ruhe und mit Genuss zu sich genommen. Und für den Hinweis des Radiomoderators auf die erste Arbeitswoche im Jahr gibt es nur ein müdes Lächeln. Die Sonne scheint, es wird sicher wieder ein schöner Tag! Die Verabredung steht. Am Montag wurde bei schönstem Winterwetter von Oderbrück aus der Sonnenberg besucht. Die Skilanglauf-Tour war landschaftlich reiz- und sportlich anspruchsvoll. Doch die Rast mit dem Scharm vergangener Jahrzehnte und mit einer bestenfalls interessanten Variante einer Currywurst warf die Frage nach dem Engagement der Harzer Gastronomie auf. Also sollte es zu „neuen“ Zielen gehen.

Skiträger

Am heutigen Mittwoch geht es wieder in den Harz. Wer Urlaub hat, kann in aller Ruhe warten. Wer Glück hat, kann das Konzernbüro schnell wieder verlassen. Ein Blick ins Internet, eine kurze Absprache, das Ziel steht fest. Gastronomisch und landschaftlich vielversprechend soll es zu den Rabenklippen gehen, oberhalb des Eckertals. Am späten Vormittag ist alles ins Auto geladen. Von Wolfenbüttel aus sind wir schnell in Bad Harzburg und parken in der Stübchentalstraße. Als wir aussteigen, wundern wir uns, wie eisig kalt es doch ist. Mit heißem Tee im Rucksack und den Skiern in der Hand geht es unverdrossen zum Waldesrand. Erstaunt lächelnd grüßen uns die Einheimischen, skeptisch blicken wir auf die verharschte Schneedecke, schnallen aber wacker an. Einige hundert Meter stapfen wir durch das ungespurte Weiß, dann finden wir uns an einem steilen Trampelpfad im Schnee wieder. Die Vernunft besiegt den Starrsinn und wir schnallen ab. Aus der Skiwanderung wird eine Ski-Wanderung. Und wir werden zu Skiträgern. Ski und Stöcke in der Hand marschieren wir über uns selbst lachend im Stübchental weiter bergauf (Bild 1).

Fußgängerzone

An der Säperstelle nahe dem Sachsenbrunnen stoßen wir auf breite und geräumte Forststraßen. Eine kurze Rast mit heißem Tee, dann sind die Ski wieder unter den Füßen. Tapfer kämpfen wir uns auf dem glatt geschobenen Weg voran, immer wieder vorbei an munteren Fußgängern. Wo in der Karte keine Loipe verzeichnet ist, da ist eben auch keine Loipe, stellen wir grinsend fest. Es ist wohl doch eher eine „Fußgängerzone“ hier, die bestens für bequeme Winterwanderungen geeignet ist (Bild 2). Der herrliche Sonnenschein und der frei Blick auf den Brocken entschädigen uns aber schon bald für die Strapaze. Bilderbuchwetter verführt zum Fotografieren. Vorbei an der Tiefen Kohlstelle geht es dann heiter weiter.

Wilde Katzen und schwarze Vögel

Ein paar Kilometer nur, dann stehen wir vor einer entschlossen drein blickenden großen Katze. Doch wir haben Glück, ein Zaun schützt uns vor dem wilden Tier (Bild 3). Wir sind am Luchsgehege des Nationalparks Harz. Wieder ein paar Fotos, dann geht es zu schwarzen Vögeln. Von den Rabenklippen aus genießen wir erneut die helle Sonne und den schönen Blick auf den höchsten Harzberg (Bild 4). Nun sind es nur noch wenige Meter zum Erkundungsziel. Hat die Harzer Gastronomie vielleicht doch besseres zu bieten? Die Internetseite im Kopf und andere Waldgaststätten in guter Erinnerung treten wir zuversichtlich ein in das Gasthaus auf den Rabenklippen (Bild 5). Und, siehe da. Wir werden nicht enttäuscht! Im gemütlich hölzernen Ambiente einer Berghütte setzen wir uns unweit eines warmen Kaminfeuers in den gut besuchten Gastraum. Auch hier scheint die Sonne und grüßt der Brocken. Die reichliche Auswahl regionaler Spezialitäten auf der Speisekarte macht uns die Auswahl nicht leicht. Soll es ein Wildbraten sein oder doch lieber der zünftige Leberkäse? In jedem Fall muss erst mal der Durst gelöscht werden. Eine freundliche Bedienung versorgt uns mit kaltem Getränk und warmer Speise. Ein köstlicher Likör zum Ausklang, dann heißt es Abschied nehmen. Schweren Herzens treten wir wieder hinaus in die Kälte.

Ein Kreuz

Während der Luchs gefüttert wird, schnallen wir wieder an. Weiter geht es auf glatten Forststraßen. Vorbei an einer Förstertränke laufen wir hin zu einem Uhlenkopf. Doch der geplante Weg ist nicht befahrbar. Also suchen wir neue Wege. Das Kreuz des deutschen Ostens (Bild 6) steht mahnend und zugleich fragwürdig im Wald. Nun geht es, endlich auch mal gleitend, zurück zur Säperstelle. Eine letzte Pause, dann werden wir wieder zu Skiträgern. Tapfer steigen wir bergab, gleiten die letzten Meter dann aber doch noch wieder zurück zum Auto. Zwölf Kilometer zeigt das GPS-Gerät, und der Körper bestätigt das. Durchgefroren und etwas erschöpft aber zufrieden steigen wir wieder in den Wagen. Ein paar Stunden waren wir dem Alltag entflohen. Und den Glauben an die Harzer Gastronomie haben wir auch zurück erlangt.


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Veröffentlicht8. Januar 2011 von Schriftleiter in Kategorie "Skilanglauf