August 22

Abenteuer auf dem Acker

Ein Hauch von Abenteuer auf dem Acker

Ausflugsziele in Ostfalen – Natur, Geschichte, Gegenwart

Über Stock und Stein führt der Weg auf Höhen jenseits der 800 Meter mitten in den Nationalpark Harz zur sagenhaften Hanskühnenburg und bergab und bergauf zurück zur Stieglitzecke. Bei rauem Wetter weht ein Hauch von Abenteuer über die Wipfel der Bäume.

Anfahrt: mit dem Pkw oder mit dem Bus, Fahrplanauskünfte:

Ausgangspunkt: Harz, Niedersachsen, Parkplatz und Bushaltestelle „Stieglitzecke“ an der Bundesstraße 242 zwischen Clausthal-Zellerfeld und Sankt Andreasberg Ortsteil Sonnenberg

Länge: etwa 18 km

Höhen: zw. 630 m u. 835 m ü. NN (inkl. Turm), zu Überwinden sind ca. 590 Höhenmeter auf u. ab

Beschaffenheit: Forststraßen, zwei längere Abschnitte auf steinigen und teilweise feuchten Pfaden

Rast: Bänke, Schutzhütten, eine Waldgaststätte

Kennzeichnung der Wege: Wie im Harz allgemein üblich sind die Wege meist gut beschildert und ausgezeichnet. Dies erfolgt in der Regel durch die Zweigvereine des Harzklubs, hier in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Harz.

Grundsätzliche Ratschläge: finden sich bei Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern

Sankt Andreasberg. (re) Das Acker-Bruchberg-Massiv ist ein markanter Teil des Oberharzes und gehört zu einem großen Teil zum Nationalpark Harz. Der Höhenzug „Auf dem Acker“ erstreckt sich vom Südwesten nach Nordosten und erreicht dabei Höhen von mehr als 850 Metern über Normal Null (NN). Am Übergang in den „Bruchberg“, der deutlich über die 900 Meter über NN hinausragt, verläuft die B242 vom Sonnenberg nach Clausthal-Zellerfeld. Auf dem Scheitelpunkt der Straße befindet sich die Stieglitzecke und unweit davon in Richtung Clausthal ein großer Parkplatz (Bild 1). Im Winter ist dies ein beliebter Ausgangspunkt für Skilanglauftouren in dieser bisher recht schneesicheren Höhenlage. Für Wanderungen auf dem Acker gibt es hier zwei Wege, die Ackerstraße auf der Südseite des Höhenzuges und den Reitstieg auf der Nordseite. Die Gipfelbereiche des Acker-Bruchberg-Massivs gehören größtenteils zur Kernzone des Nationalparks und sind deshalb für den Zutritt gesperrt. Nationalparks werden unter anderem dazu eingerichtet, die regionale Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Dies dient letztendlich auch dem Erhalt der für den Menschen lebensnotwendigen Lebenswelt. Die dem Betrieb des Nationalparks dienenden Vorschriften (Bild 2) sollten also unbedingt befolgt werden. Außerdem sollten Wanderin und Wanderer ihre Tour immer gut vorbereitet und mit dem passenden Schuhwerk, passender Kleidung und Ausrüstung starten.

Landschaftlich reizvolle Tour

Die landschaftlich reizvolle Tour zur Hanskühnenburg führt streckenweise über einfache Wanderpfade. Teilweise sind sie sehr steinig beziehungsweise felsig, mitunter auch feucht (Bild 3). Entsprechend ist ein festes und wasserdichtes Schuhwerk unbedingt notwendig. Durch die unwegsamen Wegabschnitte wird diese Tour nicht als Fahrradtour empfohlen. Allenfalls mit einem guten Mountainbike kann auf den meisten Abschnitten auch tatsächlich geradelt werden.

Die Tour führt auf dem Reitstieg hin zur Hanskühnenburg und kommt am Ende auf der Ackerstraße zurück. Für den Hinweg auf dem Reitstieg kann grob gesagt werden, dass es auf deutlich sichtbaren Wegen im Zweifel immer hangseitig, also südlich weiter geht. Denn durch den Schutz der Nationalpark-Kernzone führen keine Wege mehr hinauf auf den Kamm des Ackers. Der Reitstieg beginnt direkt am Parkplatz, wo sich auch eine Bushaltestelle befindet. Nach Südwesten führt eine Forststraße in den Fichtenwald. Nach etwa einem Kilometer gibt es eine Querverbindung zur Ackerstraße. Bald danach wird aus der geschotterten Forststraße ein steiniger Weg. Nun macht sich gutes Schuhwerk bezahlt. Zwischendurch führt der Weg wieder etwas herab und geht wieder in eine Forststraße über. Am Auerhahnplatz führt der Weg links (südlich) relativ steil bergan. Nach dieser Steigung wird es dann wieder ein einfacher Pfad, der nun durch die moorige Hochebene des Ackers führt. Hier gibt es immer wieder feuchte und moorastige Stellen. Die ganze Hochlage des Acker-Bruchberg-Massivs ist feucht, teils sogar ein Hochmoor.

Beides trägt den Namen Hanskühnenburg

Vorbei an einer kleineren Klippe werden bald ein mächtiger Felsen und ein Turm mit einem Satteldach sichtbar. Beides trägt den Namen Hanskühnenburg. Zunächst taucht der Felsen rechts (nördlich) neben dem Weg auf. Auf kurzen schmalen Pfaden durch die Blaubeeren kann dieser besucht werden. Der Felsen, die Hanskühnenburg-Klippe, war der Namensgeber für die Baude. Der Name dieses Naturdenkmals geht auf eine Sage zurück.

Hanskühenburg-Sage

Nach der Sage hielt sich hier der Raubritter Hans der Kühne verborgen. Nachdem er eine schöne Jungfrau entführt hatte, wurde er von dieser verflucht. Alsbald versank er samt Burg und Spießgesellen im Erdboden. Die Felsen sind die Reste der Burg, unter der ungeheure Schätze verborgen sein sollen.[1]

Mitte bis Ende des 18ten Jahrhunderts nahm der Tourismus im Harz zu. Zur Förderung wurde seinerzeit der Harzklub gegründet. Die Zweigvereine des mittlerweile auch dem Natur- und Umweltschutz verpflichteten Vereins betreuen bis heute die Wanderwege im Harz und in den Vorgebirgen. Der Bau von Schutzhütten und Ruhebänken gehört dazu wie der Bau von Wegen und deren Beschilderung. In der Anfangsphase des Vereins wurde auf den Harzbergen zahlreiche Aussichtstürme errichtet und später häufig mit einfachen Gaststätten ergänzt. In dieser Zeit wurde in der Nähe des Felsens so ein Aussichtsturm errichtet. Der einfache Holzturm wurde später durch den heutigen Steinbau ersetzt. Im Erdgeschoss des Turms wurde dann eine Baud, eine Waldgaststätte eingerichtet. Nach mehrfachen baupolizeilichen Schließungen kam es Mitter der 1970er Jahre zu einer kompletten Sanierung und Erweiterung des Gebäudes durch den neuen Träger Landkreis Osterode. Seit der Eröffnung der Ackerloipe gibt es vor allem im Winter einen großen Ansturm durch Skilangläufer. In der einfachen Selbstbedienungsgaststätte gibt es eine überschaubare Speisekarte mit schmackhafter, deftiger Kost und erfrischenden oder heißen Getränken. Wie in den meisten Waldgaststätten des Harzes ist der Empfang freundlich (inklusive dem netten Hund). Bei guter Sicht kann von dem Turm aus der gesamte Harz überblickt werden (Bild 4). Die Hanskühnenburg ist auch eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel und liegt zudem seit 2010 am Harzer Baudensteig.

International berühmt durch Waldsterben

International berühmt geworden ist die Hanskühnenburg durch das Waldsterben. Noch in den 1970er Jahren war der Turm von hohen Fichten umgeben, die die Aussicht behinderten. Die Bäume standen bis an die Gaststätte. Später in den 1980er Jahren war die gesamte Hochlage des Ackers mehr oder weniger frei von hohen Bäumen. Vergleichende Bilder fanden sich allerorten bei Berichten zum Thema Waldsterben in Deutschland. Mittlerweile wachsen die Fichten wieder und der Wald auf dem Acker scheint sich erholt zu haben. Noch haben die Bäume die alte Höhe nicht erreicht, aber in einigen Jahren fühlen sich Besucher aus den 1970er Jahren vielleicht wieder an diese Zeit erinnert.

Gedenkstein nicht mehr zeitgemäß

Gegenüber dem Eingang zur Baude befindet sich der kleine Hanskühnenburg-Felsen. An diesem sind zwei Gedenktafeln angebracht. Gut sichtbar ist eine 1999 angebrachte Bronzetafel, die an den Besuch der Hanskühnenburg-Klippe von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1784 erinnert. Ein zweiter Gedenkstein wurde 1924 aufgestellt und ist mittlerweile umgekippt und bereits etwas verwittert. Dieser Stein erinnerte an Albert Leo Schlageter, Offizier im Ersten Weltkrieg und dann in der Weimarer Republik in verschiedenen Freikorps, der 1923 bei der Ruhrbesetzung vom französischen Militär hingerichtet wurde. Die Rolle der Freikorps in der Weimarer Republik, Schlageters Teilnahme am Kapp-Putsch und seine Nähe zu den Nationalsozialisten lassen einen solchen Gedenkstein heute nicht mehr zeitgemäß erscheinen.

Nach der empfehlenswerten Rast in der Waldgaststätte geht es nach Süden zunächst steil bergab. Über ein paar Kurven mündet die Forststraße hinab in die Ackerstraße. Vor allem für Skilangläufer sei hier auf die Steilheit und die damit verbundene Gefahr dieses Wegabschnitts verwiesen! Je nach Fahrtrichtung ist dies auch für eine Tour mit dem Fahrrad von Interesse. Der Rest der Tour führt nur noch über Forststraßen, zunächst halbrechts bergab sogar auf Asphalt. Nach gut fünfhundert Metern gibt es eine Linkskurve. Weiter bergab in der nächsten Kurve führt die Tour auf eine dort links abzweigende geschotterte Forststraße, den Kirchtaler Planweg.

Aktueller Hinweis für das Jahr 2010!

Dieser Weg ist seit Juni 2010 wegen eines Bergsturzes gesperrt. Die Sanierungsarbeiten scheinen aber kurz vor dem Abschluss zu stehen, so dass der Weg wahrscheinlich schon bald wieder freigegeben wird. So lange kann die Tour erlaubtermaßen nur weiter oben auf der Ackerstraße fortgesetzt werden. In diesem Fall kann der nächste Anlaufpunkt, die Waidmanns Ruhe, auf der nächsten talwärts abzweigenden Forststraße angelaufen werden.

Zurück zur Ackerstraße

Weitgehend parallel zum Hang führt der Weg vorbei an einem Abzweig ins Tal. An der nächsten Weggabelung führt die Tour dann rechts bergab. Für eine Rast und gegebenenfalls auch für den Stempel der Harzer Wandernadel geht es zuvor aber kurz einige Meter den Weg bergan zur Schutzhütte Waidmanns Ruhe mit Stempelstelle. Weiter führt der Weg etwa zwei Kilometer parallel zum Hang zu einer großen Wegekreuzung, dem Schmierplatz. Hier führt der linke Weg steil bergan zurück zur Ackerstraße. Auf diesem Stück der Ackerstraße verläuft die Wanderung zugleich auf dem Europäischen Fernwanderweg E6. Nochmals wird eine Schutzhütte, die Hubertushütte (Bild 5), passiert. Dann windet sich die Forststraße langsam wieder bergan zurück zur B242. Direkt an der Straße befindet sich eine letzte Schutzhütte, die Magdeburger Hütte. Von hier sind es nur noch wenige Meter zurück zum Parkplatz beziehungsweise der Bushaltestelle. Etwa 18 Kilometer sind dies gewesen.

[1] Meyers Reisebücher: Der Harz. Grosse Ausgabe. 18. Aufl. Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut, 1905, S. 179 f.

August 22

Wandern

Wandern – ein Vergnügen ohne Altersbeschränkung

Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern in Ostfalen und überall

Wolfenbüttel. (re) Das Wandern erfährt bei immer mehr Menschen eine zunehmende Beliebtheit. Ein gern benutztes Klischee sieht im Wanderer allerdings immer noch einen etwas in die Jahre gekommenen Herren mit Kniebundhose und Baumwollrucksack. Abgesehen davon, dass eine Kniebundhose beim Wandern durchaus Vorteile haben kann, hat dieses Vorurteil (wie die meisten Vorurteile) wohl noch nie so richtig gestimmt. Auf jeden Fall können heute mehrere Gegebenheiten festgestellt werden: Es machen sich immer mehr Menschen jeden Alters an den Wochenenden oder im Urlaub auf den Weg – in den Wald, in die Heide oder in die Berge. Bekleidet sind diese Menschen immer häufiger mit moderner Funktionsbekleidung. Und auch die Rucksäcke sind mittlerweile technisch ausgefeilte Produkte mit Atmungsaktivität und Tragegestell auch bei den kleinen Ausführungen.

Doch, um zu Wandern ist nicht unbedingt alles zwingend notwendig. Was die Kleidung betrifft, so können grob gesagt drei Grundregeln aufgestellt werden:

  1. Für eine von Anfang bis Ende erträgliche Wanderung sind richtige und passende Wanderschuhe und gute Wandersocken notwendig! Die Schuhe müssen für den Untergrund der gewählten Wanderwege geeignet sein!
  2. Für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist zudem eine dem Wetter angepasste Bekleidung wichtig!
  3. Für den richtigen Komfort ist moderne aus mehreren Schichten bestehende Funktionsbekleidung hilfreich!

Die natürliche Art der Fortbewegung

Der große Vorteil, den das Wandern gegenüber den meisten anderen sportlichen Betätigungen hat, ist seine Ungebundenheit und Flexibilität. Das ist nicht zuletzt auch deshalb der Fall, weil die Basis des Wanderns die natürliche Art der Fortbewegung des Menschen ist, das Laufen. Wandern ist in fast jeder Landschaft möglich. Ein paar gute Schuhe und geeignete Wege sind gegebenenfalls alles, was zunächst notwendig ist. Es wird kein teures Sportgerät benötigt. Keine komplizierte Technik muss f[r diesen Sport erlernt werden. Und es werden auch keine Partner benötigt. Zudem ist das alter egal – ob 8 oder 80, solange die Beine noch mitspielen, ist das Wandern in jedem Alter möglich. Somit ist es die einfachste Art, seinen Körper fit und beweglich zu halten und seine körperliche (physische) Gesundheit zu pflegen. Dabei kann mit einer entsprechend anspruchsvollen Tour und schwerem Gepäck durchaus auch sportlicher Ehrgeiz befriedigt werden. In rauer Landschaft oder bei rauem Wetter kommt dann sogar noch ein Hauch von Abenteuer hinzu.

Kombinationsmöglichkeit

Ein weiterer Vorteil des Wanderns ist seine Kombinationsmöglichkeit. Ob in flacher Küstenlandschaft, im bewaldeten Mittelgebirge oder im kargen Hochgebirge, Wandern ist fast überall möglich. Es kann einzeln und in unterschiedlich großen Gruppen durchgeführt werden. Interessante Landschaften und Orte können erkundet werden. Eine Wanderung kann als Bestandteil die Besichtigung einer Sehenswürdigkeit haben. Auch modernen Freizeitbeschäftigungen wie dem Geocaching kann beim Wandern nachgegangen werden. Weiter können Wanderungen mit Natur- und Gruppenerfahrungen pädagogischen Zielen dienen. Wie auch die Fortbildung in Naturkunde und Geschichte Teil einer Wanderung sein kann. Und das ist sicher noch nicht alles …

Vom Alltag abgeschaltet

Darüber hinaus birgt das Wandern auch für die seelische (psychische) Gesundheit des Menschen Vorteile. In der Stille der Natur kann vom hektischen Alltag und seinen Problemen abgeschaltet werden. Allein finden Wanderin oder Wanderer fern des städtischen Lärms ruhige Orte für die Selbstreflexion. Manch klärendes Gespräch kann mit zwitschernden Vögeln im Hintergrund besser geführt werden als mit lärmenden Autos. Und auch zu neuen, sinnvollen Ideen sollen entspannte Wandertage schon geführt haben.

Nachhaltig

Alles in allem kann Wandern also als besonders vielseitig und auch als nachhaltig bezeichnet werden – auch im ökologischen Sinn. Wandern für sich ist zunächst eine ökologisch vergleichsweise verträgliche Betätigung. Wie verträglich es ist, hängt dann von der Wahl der Wanderregion und des Verkehrsmittels ab sowie dem persönlichen Verhalten in der freien Natur. Damit die nächste Wanderung in schöner Erinnerung bleibt, folgen nun noch ein paar

Hinweise und Tipps:

Wandern mit Kindern

Wenn Kinder mit auf die Wanderung sollen, kann dies für alle sehr schön aber auch sehr anstrengend werden. Denn Kinder gehen mit anderen Erwartungen in die Welt hinaus als ihre Eltern. Außerdem haben sie schneller die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Deshalb sind bei Wanderungen mit Kindern ein paar spezielle Punkte zu beachten:

  • Kinder brauchen Abwechslung. Für die Wanderung sollte also eine abwechslungsreiche Landschaft gewählt werden, in der immer wieder neues zu entdecken ist. Bachläufe, Felsen, viele Blumen, eine Höhle und vielleicht auch ein Spielplatz irgendwo unterwegs können ungemein motivieren und für Kurzweil sorgen. Ein Spiel oder eine Geschichte zur durchwanderten Landschaft, Kind-gerecht erzählt, halten die lieben Kleinen auch bei Laune.
  • Kinder laufen in etwa dreimal so viel wie Erwachsene. Sie laufen ständig hin und her und nicht nur geradeaus. Deshalb sollten anfangs nur kurze Runden und immer ans Lebensalter angepasste Strecken gewandert werden. Als Faustregel für die Länge in Kilometern einer Wanderung gilt: Lebensalter des Kindes mal 1,5.
  • Ab etwa sechs Jahren können die Kinder bereits einen kleinen Rucksack mit z. B. einer Wasserflasche und etwas Essbarem tragen. Dann sind sie stolz, dass sie auch schon einen Rucksack tragen.
  • Kinder brauchen unbedingt gute Schuhe und der Witterung angepasste Kleidung!
  • Je schöner die Erinnerung an die ersten Wanderungen ist, desto lieber kommen sie auch beim nächsten Mal wieder mit.

Weitere Ratschläge finden sich zum Beispiel in folgendem Buch:

Chris Bergmann: Wandern mit Kindern: Harz. München: Bruckmann Verlag, 2005, ISBN 3-7654-4190-2, € 8,90.

Vorbereitung

  • Aktuelle Informationen über das Wanderziel einholen – zu interessanten Punkten und zu möglichen Problemen.
  • Länge und Schwierigkeitsgrad der Tour feststellen – die Beschaffenheit des Weges und die zu überwindenden Höhenmeter müssen sich an der körperlichen Leistungsfähigkeit der schwächsten TeilnehmerInnen orientieren.
  • Aktuelle topographische Wanderkarte besorgen und mitführen.
  • Bei einem geplante Gaststättenbesuch, zuvor nach den Öffnungszeiten erkundigen.
  • Unmittelbar vor der Wanderung den aktuellen Wetterbericht ansehen und berücksichtigen.

Schuhwerk und Bekleidung

Wanderungen finden zu Fuß statt. Also sind die Schuhe und Socken der wichtigste Teil der Bekleidung. Aber auch der Wetterschutz der übrigen Bekleidung darf nicht vernachlässigt werden. Besonders bei Kindern ist auf all dies zu achten. Wenn die Füße von Filia oder Filius schmerzen, wird die Wanderung für alle bald unerträglich. Und gute Wanderbekleidung steigert auch den Komfort.

  • Geschlossene feste Schuhe müssen es immer sein; Knöchelhohe Wanderstiefel vermeiden ein Umknicken und geben in unwegsamem Gelände besseren Halt – am besten in einem auf Outdoor-Sportarten spezialisierten Geschäft beraten lassen und dort auch kaufen.
  • Je felsiger und unwegsamer der Weg ist, desto stabiler müssen der Schuh und die Sohle sein.
  • Für einen optimalen Sitz der Schuhe sind spezielle Wandersocken hilfreich. Damit kann schmerzenden Füssen und Blasen vorgebeugt werden.
  • Eine erfahrungsgemäß zusätzlich gute Hilfe gegen Blasen an den Füssen stellt zudem das Einreiben mit Hirschtalg-Creme dar.
  • Der Rest der Bekleidung muss sich am (zu erwartenden) Wetter (Hitze, Kälte, Sonne, Regen, Schnee) orientieren.
  • Ggf. Regenschutzkleidung und ein Regenschirm einpacken.
  • Ggf. Fleece-Jacke oder -Pullover sowie Mütze und Handschuhe einpacken.
  • Ggf. Sonnenhut und ein Schweißtuch einpacken.
  • Grundsätzlich gute Erfahrungen gibt es mit den durchgehenden atmungsaktiven und schnell trocknenden Kleidungskonzepten moderner Funktionskleidung (von der Unterwäsche bis zur Jacke).
  • Die Auswahl der Kleidung muss immer am möglichen Wetter, nicht nur an dem gerade sichtbaren allein, orientiert werden.

Weitere Ausrüstung

  • Eine Wanderkarte der Region.
  • Ein gut sitzender Rucksack für Ausrüstung, Verpflegung und zusätzliche Bekleidung.
  • Bei längeren Touren und in jedem Fall bei Hitze immer genügend Flüssigkeit (vorzugsweise Wasser) in leichten Flaschen.
  • Ein Erste-Hilfe-Paket und ein Mehrzweckmesser.
  • Mindestens ein Mobiltelefon pro Gruppe (kann durchaus ausgeschaltet bleiben ;-)).
  • Ggf. Nahrungsmittel wie Schokolade und Obst.

Weitere Hinweise

  • Abfälle werden grundsätzlich wieder mitgenommen und zu Hause getrennt entsorgt.
  • Im Wald ist übermäßiger Lärm zu vermeiden.
  • Örtliche Vorschriften (z. B. im Nationalpark) sind zu befolgen.
  • Informationen hinterlassen, wo gewandert wird.
  • Die Wetterentwicklung beobachten. Bei Gewitter zügig Schutz aufsuchen.
  • Das Tempo wird immer an das langsamste Gruppenmitglied angepasst.
  • Die Notrufnummer im Mobilfunknetz ist in Deutschland immer 112. Für die schnelle Anfahrt von Rettungsdiensten ist eine genaue Ortsbeschreibung notwendig. GPS-Koordinaten sind ggf. ideal.

Wichtige Informationen und Hilfen finden sich bei verschiedenen Organisationen. Wanderwege, deren Kennzeichnung und Beschilderung und auch Ruhemöglichkeiten wie Bänke und Schutzhütten werden häufig von (regionalen) Wandervereinen eingerichtet und betreut. Meist findet dies in Zusammenarbeit mit den zuständigen Forstverwaltungen statt. Einige (regionale) Internetadressen sind nachfolgend aufgelistet:

Verwaltungen der Wälder in öffentlichem Eigentum (Staatsforst)

Berichte über Wanderziele

Der Ostfalen-Spiegel veröffentlicht in loser Folge Berichte über Wanderziele und Wandertouren. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Region Ostfalen. In den Berichten wird neben dem Verlauf auch immer über interessante Punkte am Wegesrand sowie wichtige Basisinformationen informiert. Zu finden sind die Berichte in der Kategorie „Freizeit und Sport/Wanderberichte“.

Bisher veröffentlicht wurden:

Hubertusfeiern im Hainberg (Januar 2010)

Kalter Krieg auf dem Stöberhai (August 2010)

Ein Hauch von Abenteuer auf dem Acker (August 2010)

Mit Radau auf den Brocken (Februar 2011)

Viel Spaß bei der nächsten Wanderung!

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August 22

Widerstand gegen eine Energie ohne Zukunft

Widerstand gegen eine Energie ohne Zukunft

Der „Energiepolitische Appell“ deutscher Spitzenmanager bewirkt möglicherweise das Gegenteil von dem, was bezweckt war. Der Widerstand gegen das Vorhaben, die Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke zu verlängern, wächst – bei mündigen Bürgern wie auch in den Reihen der Regierungskoalition.

Salzgitter/Berlin, 22.08.2010. (re) Wirtschaftsmacht gegen Volkswillen, so könnte die derzeitige Debatte über die Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke (AKWs) überschrieben werden. Vor zehn Jahren haben die deutschen Energieversorgungsunternehmen (EVUs) – vornehmlich die vier großen Konzerne – eine Vereinbarung mit der damaligen rot-grünen Bundesregierung unterschrieben, in welchem der Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie festgeschrieben und in Folge dessen 2002 ins Atomgesetz übernommen wurde. Mit den geänderten Mehrheitsverhältnissen in Berlin kam umgehend der Wunsch auf, aus dieser gesetzlichen Regelung wieder auszusteigen. Der vorläufige Höhepunkt ist nun der „Energiepolitische Appell“ führender deutscher Manager aber auch anderer bekannter Personen. In diesem Appell wird für die Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen AKWs geworben. Unterzeichner sind neben Managern aus den vier großen deutschen Stromkonzernen zum Beispiel auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank Josef Ackermann, der Manager der Deutschen Fußballnationalmannschaft Oliver Bierhoff und der ehemalige SPD-Politiker Wolfgang Clement sowie der Aufsichtsratsvorsitzende der Salzgitter AG Rainer Thieme.

Auf der anderen Seite formiert sich ein immer stärker werdender Widerstand gegen den weiteren Betrieb von Atomkraftwerken. Wie bereits berichtet, ist für den 18. September eine Großdemonstration gegen die weitere Nutzung der Atomenergie geplant. Damit soll einmal mehr der Mehrheitswillen des deutschen Volkes vor dem Reichstag zum Ausdruck gebracht werden. Und auch im Regierungslager wächst der Widerstand. Wie Spiegel-Online und Die Zeit berichten, wird der Appell aus der Wirtschaft von Mitgliedern der Regierungskoalition mit sachlich unterschiedlichen Schwerpunkten zum Teil scharf verurteilt.

Gegen-Kampagne „Energie ohne Zukunft“

Der Ärger über diese kapitalkräftige Kampagne der Industrie bringt auch bisher nicht engagierte Bürgerinnen und Bürger zum Handeln. Wie der Pressedienst der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad mitteilt, wurde an diesem Wochenende die Gegen-Kampagne „Energie ohne Zukunft“ ins Leben gerufen. Niklas Sum und Philipp Schächtle, die keiner Partei oder Umweltorganisation angehören, haben diese Online-Kampagne binnen kürzester Zeit ins Leben gerufen. Der studierte Betriebswirt Niklas Sum (24), der in einem sozialen Internet-Start-Up in Berlin arbeitet, zeigt sich überzeugt, dass seine Website mehr Unterstützer findet als die von der Agentur „Jung von Matt“ geplante Kampagne: „Die Argumente sprechen gegen Atom- und Kernenergie. Die Menschen sind nicht bereit der Lobbyarbeit der Atomindustrie weiter Glauben zu schenken.“

Leichterer Zugang zur Atombombe

Die Nutzung der Atomenergie war von Anbeginn mit Gefahren und zweifelhaften Begehrlichkeiten verbunden. Sowohl Marie Curie als auch ihre ebenfalls mit radioaktivem Material forschende Tochter Irène Joliot-Curie sind vermutlich an den Folgen des Umgangs mit radioaktiven Elementen gestorben. Forscher im Manhatten-Projekt zur Entwicklung der ersten Atombombe haben sich verstrahlt und sind bald danach daran verstorben. Hunderttausende Tote haben 1945 die Atombombenabwürfe auf Japan gefordert. Und an den Folgen der Katastrophe von Tschernobyl 1986 sind unzählige Menschen gestorben. Trotz solcher Erfahrungen wird von Politik und Wirtschaft in vielen Ländern unverändert an dieser Technik festgehalten. Ein wichtiger Grund, Atomkraftwerke zu betreiben, scheint denn auch immer der leichtere Zugang zur Atombombe zu sein. Wegen des politischen Interesses waren Regierungen auch immer wieder an der Einführung dieser Technik beteiligt. In Frankreich ist der Energieversorger EDF staatlich (wenn auch seit 2004 als Aktiengesellschaft), in Deutschland wurde der Bau von Atomkraftwerken in den 1970er Jahren mit Forschungsgeldern subventioniert und warum der Iran so vehement an dem Bau seines ersten Atomkraftwerkes festgehalten hat, bleibt auch zu fragen. Für die großen deutschen Energieversorger ist diese Technik zusammen mit den steuerfreien Entsorgungsrückstellungen mittlerweile eine Art „Lizenz zum Gelddrucken“.

Keineswegs taugliche „Brückentechnologie“

Auch die als besonders sicher dargestellten deutschen Atomkraftwerke bergen das „Restrisiko“ eines Unglücks (GAU) mit massiver Freisetzung radioaktiver Strahlung. Dieses Risiko steigt mit jedem Betriebsjahr, in dem die Strahlung und andere Alterungsprozesse die Anlagen verschleißen lassen. Der Betrieb der Atomkraftwerke, die möglichst ohne Lastwechsel gefahren werden müssen, steht zudem einer verantwortungsbewussten, zukunftsorientierten Energiewende im Weg und ist keineswegs eine dafür taugliche „Brückentechnologie“. Und die Belastung für Mensch und Umwelt beginnt bereits beim Uranbergbau. Ungeachtet dessen ist die Frage der sicheren Entsorgung der über Jahrtausende strahlenden Abfälle ohnehin unverändert ungeklärt und kann wahrscheinlich auch niemals abschließend geklärt werden. Alles Gründe, die verantwortungsbewusst denkende und handelnde Menschen den Ausstieg aus dieser Technik fordern lässt.

Literaturauswahl zu den verschiedenen Aspekten der Atomenergienutzung:

Fischer, Bernhard; Lothar Hahn, Christian Küppers u. a.:

Der Atommüll-Report: „Entsorgung“, Wiederaufarbeitung, Lagerung: Das offene Ende der Atomwirtschaft. Eine Publikation des Öko-Instituts. München: Knaur, 1991.

Jungk, Robert:

Der Atomstaat. Vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit. Mit einem Vorwort von Mathias Grefrath. München: Heyne, 1991.

May, John:

Das Greenpeace-Handbuch des Atomzeitalters: Daten – Fakten – Katastrophen. A. d. Engl. V. Helmut Dierlamm u. Reiner Pfleiderer. Redaktionelle Betreuuung Wolfram Ströle. München: Knaur, 1989.

Paul, Reimar:

Das Wismut Erbe. Göttingen: Verlag Die Werkstatt, 1991.

August 16

Braunschweig zur Zeit der Wintermesse 1754

Buchvorstellung

Isa Schikorsky

Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes

Braunschweigkrimi

Leer: Leda-Verlag, 2009.

Taschenbuch, 236.

ISBN: 978-3-939689-29-4

[Die Quellenangabe bezieht sich auf die der Rezension zugrunde liegende Ausgabe]

Rezension und Hintergrund:

In einer spannenden, kurzweiligen Geschichte wird erzählt, wie der frisch verliebte junge Student Friedrich Bosse versucht, mysteriöse Todesfälle am Collegium Carolinum in Braunschweig aufzuklären. Neben der eigentlichen fiktiven Geschichte erfahren Leserin und Leser ein wenig das Leben in der Residenzstadt Braunschweig in der Mitte des 18ten Jahrhunderts kennen. Lebensumstände werden beschrieben und auch soziale Unterschiede. Durch die Haupthandlung wird zudem die junge „Hohe Schule“ vorgestellt, aus der später die heutige Technische Universität Braunschweig hervorgehen sollte.

Sicher kein Mankell, aber ein kleiner Krimi, vor gut recherchiertem Hintergrund und mit allem, was dazu gehört, der einen nicht wieder loslässt.

Umschlagtext:

Braunschweig zur Zeit der Wintermesse 1754: Am Collegium Carolinum, der Hohen Schule des Herzogtums, spukt es. Für den Direktor, Abt Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, eine peinliche Angelegenheit, hat sich doch die Institution dem Prinzip des vernünftigen Denkens und Handelns verschrieben. Noch misslicher ist die Lage, weil zugleich der Hauswärter tot aufgefunden wird. Hat das Gespenst ihn ermordet?

Jerusalem versucht, den Fall zu vertuschen – vergeblich. Das Carolinum wird zum Gespött des gelehrten Deutschlands.

Als das Gespenst erneut auftaucht, direkt neben einer Leiche, stellt der Student Fritz Bosse Nachforschungen an und macht eine schockierende Entdeckung …

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August 16

Kalter Krieg auf dem Stöberhai

Kalter Krieg auf dem Stöberhai

Ausflugsziele in Ostfalen – Natur, Geschichte, Gegenwart

Die Beschreibung einer mehrstündigen Wanderung folgt deutschen Kaisern und Königen, führt vorbei an Spuren aus dem Mittelalter und entdeckt eine versunkene Welt aus dem Kalten Krieg. Auch ein wenig Eisenbahngeschichte findet Erwähnung und eine kulinarische Empfehlung rundet den Bericht ab.

Anfahrt: mit dem Pkw oder mit dem Bus, Fahrplanauskünfte:

Ausgangspunkt: Harz, Niedersachsen, Parkplatz und Bushaltestelle „Lausebuche“ an der Bundesstraße 27 zwischen Braunlage und Bad Lauterberg

Länge der Tour: ca. 18 km

Höhen: zw. 460 m u. 720 m ü.NN, zu Überwinden sind ca. 530 Höhenmeter auf u. ab

Beschaffenheit der Wege: Forststraßen, kurze Abschnitte auf Waldpfaden

Rastmöglichkeiten: Bänke, Schutzhütten, eine Waldgaststätte

Kennzeichnung der Wege: Wie im Harz allgemein üblich sind die Wege meist gut beschildert und ausgezeichnet. Dies erfolgt in der Regel durch Zweigvereine des Harzklubs.

Grundsätzliche Ratschläge: finden sich bei Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern

Braunlage. (re) Ausgangspunkt ist der Parkplatz „Lausebuche“ an der Südostseite der B27 zwischen Braunlage und Bad Lauterberg (Bild 1). Hier befindet sich auch die gleichnamige Bushaltestelle. Und hier kreuzt der „Kaiserweg Bad Harzburg – Tilleda“ die Straße. Die Wanderung startet in östlicher Richtung auf dem Kaiserweg. Der Kaiserweg führt etwa im rechten Winkel von der Bundesstraße weg. Ein Hinweisschild für die Hasselkopf-Loipe weist auch auf diesen Weg.

Der Kaiserweg ist ein etwa 110 Kilometer langer Fernwanderweg. Er folgt einer alten Harzquerung, die seit dem frühen Mittelalter benutzt wurde. Der Harz war im Mittelalter von Pfalzen der Deutschen Könige (die in der Regel auch zum Römischen Kaiser gekrönt wurden) umgeben. Das Gebirge selbst war Reichswald und Jagdgebiet der Kaiser und Könige. Deshalb wurde diese Harzquerung auch von diesen Herrschern immer wieder benutzt. Der Name des heutigen Kaiserweges gründet in der Flucht Kaiser Heinrich IV. über diesen Weg. Im Jahr 1073 floh der Deutsche König (Kaiser war er erst ab 1084) vor den Sachsen von der Harzburg aus über den Harz nach Walkenried und weiter nach Eschwege. Der eigentliche Kaiserweg führt von Bad Harzburg nach Tilleda am Kyffhäuser. Eine verlängerte Version startet bereits an der Kaiserpfalz in Goslar.

Durch einen hauptsächlich mit Fichten besetzten Wald (Bild 2) führt die Forststraße in einigen Windungen und über einen Bach (Großer Kronenbach) und leichte Steigungen als nächsten markantem Punkt zum Kapellenfleck.

Kapelle aus dem 13. Jahrhundert

Der Kapellenfleck hat seinen Namen von den Grundmauern einer wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kapelle, die hier gestanden hat. Heute sind auf den ersten Blick nur eine Freifläche zu sehen und eine Hinweistafel, die über den Ort aufklärt. Außerdem gibt es ein paar Bänke und eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Neben dem Grundriss der Kapelle gibt es auch die Reste einer Wallanlage. Die Indizien sprechen dafür, dass Wallanlage und Kapelle zusammen gehören. Vermutlich gab es an diesem Ort im Mittelalter eine Schutzunterkunft für Reisende und möglicherweise auch eine Station zum Wechseln der Zugtiere. Der Weg war mit einem ganzen Wegesystem verbunden, welches unter anderem dem Transport von Bergbau-Gütern diente.

Weiter führt die Route über eine große Wegekreuzung nahe der Schutzhütte „Schweinepfahl“. Im Winter kreuzen sich hier mehrere Langlaufloipen. Ein Stück noch geht es weiter auf dem Kaiserweg. Nach einer Steigung dann lichtet sich der Wald und der Kaiserweg verlässt die Forststraße links (südöstlich) in Richtung der Straße nach Wieda. Über den Glasekopf, Kleiner Espentalskopf und Großer Espentalskopf führt die Tour in einem nordwestlichen Bogen hinauf auf den Stöberhai. Der Weg trägt größtenteils ein gelbes Dreieck als Kennzeichen. Meist führt diese Route an Kreuzungen mehr oder weniger geradeaus weiter. Erst am Fuß des Stöberhais verlässt die Tour eine Forststraße rechts hinauf auf einem ungeschotterten Waldweg. Es führen gegebenenfalls aber mehrere Wege auf den Stöberhai. Bei Hinweisschildern ist darauf zu achten, dass der Stöberhai nicht mit der Waldgaststätte Stöberhai verwechselt wird. Die Waldgaststätte liegt in einem Tal und diese Tour führt dort erst nach dem Erreichen des Stöberhais vorbei.

Überbleibsel aus dem Kalten Krieg

Der Stöberhai besteht quasi aus zwei Gipfelplateaus. Der hier beschriebene Weg führt zunächst auf den „Nebengipfel“, auf welchem heute ein Antennenmast für Mobilfunkanlagen steht. Bis vor wenigen Jahren standen unweit der Antenne noch die mächtigen Überbleibsel aus dem Kalten Krieg. Ein Stück weiter öffnet sich zur Linken (östlich) eine große Freifläche. Der Weg führt im Bogen zu einem Betonhäuschen auf dieser Freifläche (Bild 3). Am anderen Ende der Freifläche ist eine Betonmauer zu sehen. Die Betonmauer besteht aus drei in circa 45° ineinander übergehende Mauern. In der Innenseite befinden sich Hinweis- und Gedenktafeln an die militärische Anlage, die hier von 1959 bis 1992 betrieben wurde und die 2005 abgerissen wurde. Auch ein Foto ist zu sehen, welches zusammen mit der noch weitgehend baumlosen Freifläche einen Eindruck von der Dimension der Anlage vermittelt. Der Turm dieser Elektronischen-Aufklärungs-Anlage war über viele Jahrzehnte weithin sichtbar. Betrieben wurde diese NATO-Einrichtung von einer Luftwaffeneinheit der Bundeswehr und vom französischen Militär.

Zurück zum Betonhäuschen sind es nur wenige Meter zu einer Wegekreuzung. Nach links (Osten) weg geht es leicht bergan auf den eigentlichen Gipfel des Stöberhais. Ein Wegekreuz mit dem Hinweis auf die Höhe (720 m über NN) ist deutlich zu sehen. Links davon steht eine Schutzhütte mit einer Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Auf der Rückseite sind einige Bänke aufgestellt, von denen aus eine gute Sicht herrscht. Sankt Andreasberg, dahinter das Acker-Bruchberg-Massiv, der Rehberg und das Brocken-Massiv flankiert vom Achtermann und Wurmberg (Bild 4) sowie Teile Braunlages sind zu sehen. Gutes Wetter vorausgesetzt ist dies ein schöner Ort zum Verweilen. Bis zu einem Brand im Jahr 1980 stand hier ein Hotel mit Aussichtsturm. Der Hotelbetrieb wurde bereits 1975 eingestellt.

Historischer Bahnhof Stöberhai

Weiter geht es dann wieder bergab zum Historischen Bahnhof Stöberhai. Wer gut zu Fuß ist, kann den Weg auf einem steilen Waldpfad abkürzen. Wenig länger ist sonst der Weg über die Forststraße. Nach etwa zwei Kilometern führt der Weg in eine Talsenke. Halbrechts fällt der Blick auf das etwas bergan stehende historische Gebäude des Bahnhofs Stöberhai (Bild 5). Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch im Westharz mehrere Schmalspurbahnen. Bis 1962 fuhr hier ein Zug nach Braunlage. Ihren Betrieb nahm die die Eisenbahn 1899 auf. Die Schienen sind schon lange abgebaut und nur bei genauem Hinsehen wird die alte Bahntrasse noch sichtbar. Der Bahnhof beherbergt heute eine kleine aber feine Waldgaststätte. Nach einer Renovierung wird die Gaststätte seit 2005 von neuen Pächtern betrieben. Die kalte und warme Küche findet ihre Zutaten in der Region. Eine geräucherte Forelle zählt zu den Gaumenfreuden, das Fleisch kommt vom Harzer Höhenvieh oder aus Harzer Wildbeständen. Seit 2010 führt hier auch der Harzer Baudensteig vorbei. Wanderin und Wanderer freuen sich in der Regel immer, wenn sie abseits der Zivilisationshektik einen freundlichen Ort für ihre Rast finden. Das ist hier der Fall. Trotz der exponierten Lage sind die Preise moderat. Und vor allem für ältere Waldliebhaber, die keine kilometerlangen Wanderungen mehr unternehmen können, ist dieser entlegene Ort dennoch erreichbar, denn er darf mit dem Auto angefahren werden.

Nach der stärkenden Rast geht es über den Parkplatz wieder neben einem Bach parallel zur alten Bahntrasse bergan. An einer Biegung wird eine Jagdhütte rechts des Weges passiert. An der nächsten größeren Wegegabelung geht es nach rechts (Osten) weiter. Bevor die Forststraße wieder bergab führt, zweigt links fast im rechten Winkel ein Forstweg (Rolando-Weg) ab zur Forststraße des Hinweges. In vielleicht gut einhundert Metern Entfernung ist dessen entsprechende Wegabzweigung zu sehen. An dieser Abzweigung geht es nach rechts in Richtung Kaiserweg und zur großen Wegekreuzung nahe des Schweinepfahls. Damit der Rückweg abwechslungsreich bleibt, geht es ab der Kreuzung nahe des Schweinpfahls nicht auf dem alten Weg (Kaiserweg) weiter, sondern links ab (nordwestlich) auf die Waldstraße. Diese trifft nach etwa tausend Metern auf einen von der Odertalsperre kommenden Wanderweg und führt mit diesem dann im Bogen zurück zum Parkplatz beziehungsweise der Bushaltestelle „Lausebuche“. Etwa 18 Kilometer haben die Stiefel nun zusätzlich auf ihren Sohlen.

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